anMUTIG / CHRSITOPH kathrin (Collage) & KALLWEIT nando (Skulptur)
CHRISTOPH kathrin – Die Werke der Künstlerin spannen einen Bogen von den Ur-Formen bildhafter Darstellung bis zum fühlbar erzählten, komplexen Geschehen. Rohstoff sind großflächige Farbabzüge, Monotypien, die auf den Spezialpapieren die Erhabenheit der Untergründe fixieren. Wenn Kathrin Christoph daraus freihändig Formen schneidet, schichtweise auf die Leinwand aufbringt und mit rein malerischen Elementen ergänzt, verbindet sie traditionelle Techniken wie Valeurmalerei und Grisaille. Stilgebend sind Kontraste. Flächen treffen auf Linien. Interventionen mit sachlichen Geometrien und zarte Lasuren machen die Werke zu Hybriden aus Grafik, Skulptur, Relief und Malerei. So kann die Künstlerin verschiedene Grundstimmungen sowie Räume mit Weite erzeugen. Meist verdichten sich die Formen zu konkreten Landschaften oder Stadtszenen, werden zu Wasser, Bergen oder Horizonten. Ihr Schaffen wird so zur komplexen Allegorie, die nach den Existenzbedingungen des Menschen fragt; nach Verbindung und Stabilität, nach Sicherheit, Sehnsucht, Geborgenheit und Gefährdung. Von der anonymen Abstraktion bis zum Herzschlag der Zuneigung sind die Werke lesbar als Daseinsformeln – und je genauer und näher man sie betrachtet, werden sie zu einer gesteigerten ästhetischen Erfahrung, schließlich zu Poesie – anMUTIG.
© (Autorin: Auszüge aus Texten von Dr. Tina Simon, Publizistin, Leipzig, 2022)
KALLWEIT nando - Auffällig in der Anlage der kleinen wie auch großen Figuren Kallweits, allesamt grob in der Oberflächenbeschaffenheit, sind ihre verlängten Gliedmaßen, ihre schmale Statur, eine grazile, filigrane Erscheinung, die fast gotisch in die Höhe strebt und in ihrer Stelenhaftigkeit und Strenge sowohl etwas Antikes als auch etwas Nordisches haben. Ihre starke physische Präsenz im Raum lässt den Betrachter ihre Körperlichkeit bewusst wahrnehmen. Sie wollen keine Zwecke aufrufen, sie sind einfach nur da und warten auf Begegnung. Sie markieren Raum durch nichts anderes als ihre Autonomie. Die Figurauffassung des Künstlers ist gleichwohl nicht nur altägyptisch inspiriert. Sie vereint in sich auch Merkmale der Skulptur des 20. Jahrhunderts, insbesondere des Kubismus, Die Andeutung des Figürlichen könnte als Rückbesinnung auf die anthropologische Konstante und ein heiles Menschenbild interpretiert werden. Seiner Art der Abstraktion fehlt jegliches Kalkül. Kallweit bringt uns ein Geheimnis nahe, er lässt uns ihr Wesenhaftes erahnen, aber er setzt es nicht frei. Und er behelligt uns nicht mit Interpretationen. Er führt uns an die Tore des Mystischen, aber er öffnet diese Tore nicht. Für die Herstellung seiner Bronzen nutzt der Künstler sowohl das Wachsausschmelz- wie auch das Sandgussverfahren. Andere Figuren sind aus geflammter Eiche. So erzeugt, warten sie in stiller Vornehmheit zu unser aller Freude – ganz anMUTIG.
© (Autor Auszug aus einem Text von Christoph Tannert, Künstlerhaus Bethanien Berlin, 2023)